Mit dem Lebensalter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass jeder von uns sporadisch oder regelmäßig Medikamente einnehmen muss, deutlich an. Dabei verträgt sich nicht jedes Medikament mit jedem anderen und es gibt auch ungünstige Wirkungen eines Medikamentes auf eine zweite gleichzeitig bestehende Krankheit ein und desselben Menschen.
Mit dem Erreichen eines sehr hohen Lebensalters wird in der Medizin der Grundsatz propagiert, nicht mehr als fünf Wirkstoffe gleichzeitig einzusetzen. Bei einer steigenden Zahl von Diagnosen und Erkrankungen kein einfaches Unterfangen, aber sachlich begründet durch die steigende Zahl und Schwere von Wechselwirkungen im höheren Lebensalter.
Einer Wechselwirkung zwischen Medikamenten liegen folgende Wirkprinzipien zugrunde:
Wenn Medikament X und Medikament Y im Körper von den gleichen Enzymen* abgebaut werden, konkurrieren Medikament X und Y um den Abbau und das Medikament, das sich "leichter" vom Körper abbauen lässt, wird gut und rasch ausgeschieden, während sich das andere Medikament nur verzögert ausscheiden lässt. Dieses Medikament liegt also bei der gleichzeitigen Einnahme beider Medikamente in einem zu hohen Blutspiegel vor und ist damit überdosiert.
Wenn Medikament X die Aufnahme von Medikament Y über Magen und Darm hemmt, liegt Medikament Y in einem zu geringen Wirkspiegel vor und verliert damit seine Wirksamkeit und ist somit unterdosiert.
Ebenso könnte durch Medikament X eine vermehrte Aufnahme und damit eine Wirkbeschleunigung und Überdosierung auftreten.
Manche Medikamente sind sogenannte Enzyminduktoren. Wenn sie eingenommen werden, werden verstärkt Enzyme* hergestellt, die den Abbau anderer Medikamente beschleunigen. Damit sind wiederum diese Medikamente unterdosiert und verlieren ihre Wirksamkeit.
(*Enzyme sind Eiweiße, die den Abbau aller möglichen Moleküle im Körper ermöglichen, indem Sie meist die Aufspaltung des vorliegenden Moleküls einleiten. Sie sind somit ein wichtiger Bestandteil unseres Stoffwechsels.)