Ein Spielzeugliegestuhl im Vordergrund, dahinter eine Schachtel mit Tabletten und ein Stethoskp

Reiseapotheke

Gesund auf Reisen- Welche Medikamente gehören in die Reiseapotheke?

Während es einem als Teenie oder in den Zwanzigern kaum in den Sinn kommt, vorsorglich irgendein Medikament auf eine Reise mitzunehmen (es sei denn, man wäre chronisch krank und es gewohnt, Medikamente regelmäßig einzunehmen), kommt irgendwann der Tag, an dem man vor einem Urlaub entscheidet, es sei doch besser, eine Reiseapotheke mitzunehmen, um unterwegs allerlei unangenehmen Erscheinungen und Erkrankungen nicht hilflos ausgeliefert zu sein.
Unser Gehirn lernt aus jeder neuen Erfahrung und wer einmal im Urlaub krank wurde oder ein krankes Familienmitglied gepflegt hat, ist beim nächsten Urlaub noch eher geneigt, sich gut auszurüsten.

Eine wachsende Hausapotheke ergibt sich ohne Frage auch, sobald die ersten Kinder mitreisen, und baut sich vielleicht noch weiter aus, wenn man älter wird, weil man bis dahin am eigenen Leib so manche unliebsame Erfahrung mit akuten Erkrankungen gemacht hat und manche Beschwerden kennt, über die die meisten Zwanzigjährigen nur lachen würden!
In diesem Sinne wächst die Reiseapotheke jenseits der Vierzig oder Fünfzig eher an, je nachdem auch, wohin und zu welcher Jahreszeit Sie auf Reisen sind.

Im Folgenden finden Sie eine Liste wichtiger Medikamentengruppen, die insbesondere was Wirkstoffe oder Handelspräparate angeht, keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit hat und natürlich auch im Umfang davon abhängt, ob Sie eher der "Typ Selbstversorger" sind, der gerne für alle Eventualitäten gut vorbereitet erscheinen möchten oder ob Sie sich Ihre Sorglosigkeit aus dem Teeniealter erhalten konnten und davon ausgehen, dass im sehr unwahrscheinlichen Falle einer Erkrankung immer genügend Apotheken, Ärzte und Krankenhäuser in Ihrer Nähe sein werden.

Was gehört in die Reiseapotheke?

Empfehlungen für die Zusammenstellung

In eine Reiseapotheke gehören für gemäßigte Reiseziele neben den Dauermedikamenten, die Sie sowieso täglich einnehmen (bitte in ausreichender Menge!) vor allem die Präparate gegen häufige Erkrankungen wie

  • Schmerzen: das Schmerzmittel, mit dem Sie auch bisher Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Ähnliches gut behandelt haben. Es eignen sich zum Beispiel die Wirkstoffe Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac oder ASS. Wenn Sie zu Bauchschmerzen neigen, ist Ihnen vielleicht auch Butylscopoloamin (Buscopan) vertraut.
  • Fieber: Hier greifen die gleichen Medikamente Paracetamol oder Ibuprofen ebenso wie das verschreibungspflichtige Novaminsulfat (= Metamizol).
  • Magen Darm Infektionen mit Durchfall und Erbrechen: Den Durchfall behandeln Sie mit dem Wirkstoff Loperamid und gegen wiederholtes Erbrechen Wirkstoffe wie Diphenhydramin (Vomex) oder Metoclopramid (MCP – verschreibungspflichtig).
    Je älter wir werden, desto weniger kann unser Körper raschen Verlust an Flüssigkeit oder Mineralsalzen verkraften und wir fühlen uns daher schnell schwach und schlapp. Sie sollten deshalb auch ein Elektrolytpräparat in kleinen Beuteln dabei haben, das alle paar Stunden in abgekochtem Wasser eingenommen wird und ein oder zwei kleine Pakete Traubenzucker mit in die Reiseapotheke legen. Diese können Sie dann sehr langsam im Mund zergehen lassen, damit dem Gehirn vor allem genügend Zucker als Nährstoff zur Verfügung steht. Damit fühlen Sie sich auch während einer akuten Erkrankung leidlich wohl und beugen einer Entgleisung des Stoffwechsels besser vor.
  • Verstopfung: Die rezeptfreien Wirkstoffe Macrogol und Lactulose behandeln Verstopfung recht zuverlässig.
  • Allergien / Heuschnupfen / Insektenstiche: Hier haben Sie zumeist Erfahrung mit der Erkrankung und nehmen daher vielleicht eine Allergietablette mit einem Wirkstoff wie Cetirizin sowie geeignete Augentropfen und Nasentropfen mit auf Reisen.
    Für allergische Reaktionen auf Insektenstiche sollten Sie ein entsprechendes Gel mit dabei haben und vielleicht auch eine kleine Tube einer cortisonhaltigen Creme (s.u.).
  • Sodbrennen: Die Einnahme von Metoclopramid (MCP - verschreibungspflichtig) und dem Wirkstoff Omeprazol oder Pantoprazol (inzwischen in kleiner Menge nicht mehr rezeptpflichtig) hilft ebenso wie Säure bindendee Medikamente, von denen es eine sehr große Auswahl gibt (zum Beispiel Talcid oder Maalox, um zwei sehr bekannte Präparate zu nennen).
  • Lippenherpes (Fieberbläschen) (tritt besonders gerne unter intensiver Sonnenstrahlung auf): Aciclovir-Creme in einer kleinen Menge (2 Gramm).
  • Akute Infekte der Atemwege: Eine Grundausstattung mit abschwellendem Nasenspray, einem Medikament gegen Halsschmerzen und vielleicht einem Schleimlöser (ACC oder NAC) sollten Sie dabei haben - insbesondere dann, wenn Klimaanlagen in Hotels oder Flugzeugen mit im Spiel sind.
  • Sonnenschutz / Sonnenbrand: Ein richtig guter Sonnenschutz sollte selbstverständlich sein, wenn Sie in der Sonne oder im Sommer unterwegs sind. Gegen sehr starken Sonnenbrand (den Sie unbedingt vermeiden sollten, vor allem wegen der Gefahr von Hautkrebs) kann kurzfristig eine leichte Hydrocortison-Creme aufgetragen werden. Leichtere Fälle können Sie mit Kühlgel und einem Antiallergikum behandeln. Wenn Sie ASS (Aspirin) vom Magen her vertragen, helfen 1000mg einmalig genommen auch bei einem heftigen Sonnenbrand.
  • Kleine Verletzungen: Einige Pflaster sollten ebenso in die Reiseapotheke gehören wie eine ganz kleine Flasche eines Mittels für Hautdesinfektion und einige wenige verpackte Mulltupfer zum Abdecken.
  • Pilzinfektionen: Sie wissen um eine persönliche Neigung zu Scheidenpilz, häufig auftretenden Blaseninfektionen oder Fußpilz? Nehmen Sie vorsorglich die entsprechende Medikation mit und besprechen Sie sich insbesondere bei einer Neigung zu Blasenentzündungen vorher mit Ihrem Hausarzt, ob er ausnahmsweise ein Rezept für eine kleine Packung Antibiotikum für einen heftigen Blaseninfekt ausstellen kann.

Wenn diese "Bordmittel" erschöpft sind oder Sie ernsthafter erkrankt sind, suchen Sie bitte zügig einen Arzt auf. Zumeist wird man Ihnen im Hotel gerne behilflich sein, damit Sie schnell wieder gesund werden und viel Freude an Ihrem wohlverdienten Urlaub haben!

Tipps für Fernreisen

Sie reisen in ein tropisches Land, in dem allerlei in unseren Breiten nicht vorkommende Erreger herumschwirren könnten? Bitte lassen Sie sich reisemedizinisch beraten und nehmen Sie entsprechende vorbeugende Maßnahmen wie Impfungen, Repellents oder Malariaprophylaxe mit und benutzen Sie sie auch!

Das Argument "aber das kostet doch Geld" (Reisemedizin ist überwiegend keine kassenärztliche Leistung) mag ich dabei an dieser Stelle ungern gelten lassen: Wenn Sie sich Flug und Aufenthalt in einem tropischen Land leisten, sparen Sie bitte nicht am Ende Ihrer Gesundheit und Ihres Wochenbefindens! Denn was nützen Ihnen der schönste tropische Urlaub oder die fantastischste Fernreise, wenn Sie anschließend mit einer Malaria oder Hepatitis heimkehren?

Unsere Gesundheitsexpertin

Unsere medizinischen Fachtexte werden von Anke Prczygodda verfasst.

Anke Prczygodda ist Fachärztin für Allgemeinmedizin in Kiel und hat sich speziell für den Bereich ambulante geriatrische Rehabilitation qualifiziert.
Unsere Texte stammen also aus der Feder einer ausgewiesenen Expertin für Altersheilkunde.

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