Mit Rückenschmerzen macht eigentlich fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens Erfahrungen. Man schätzt, dass jeder zweite Mensch mindestens einmal jährlich eine Phase von Rückenschmerzen hat, die sich zumeist innerhalb weniger Tage zurückbilden. Dabei sind die Schmerzen links und rechts der Wirbelsäule oder im Bereich der Rippen vermutlich der Preis, den wir für unsere Entwicklungsgeschichte und den aufrechten Gang bezahlen; denn eine Fortbewegung, bei der sich die Kraft auf vier Beine und Pfoten verteilt, ist natürlich physikalisch gesehen stabiler als die Fortbewegung auf zwei Beinen, die beide das gesamte Körpergewicht über durchschnittlich 16 Stunden am Tag tragen.
Insofern kann man auch die anderen wichtigen Gelenke, die unseren Bewegungspapparat ausmachen, nicht außer Achtlassen: Insbesondere die Kniegelenke und die Hüftgelenke können durch Fehlstellungen oder Fehlbelastungen deutlich zum Phänomen der Rückenschmerzen beitragen.
Die Schmerzen in Bereich der Halswirbelsäule, der Brustwirbelsäule mit den Rippen und dem Brustkorb sowie der Lendenwirbelsäule machen nach Infektionskrankheiten wie grippalen Infekten und Magen Darm Infektionen die zweithäufigste Ursache für Arztbesuche in Deutschland aus.
Für die Anerkennung von Behinderung oder Schwerbehinderung durch das Versorgungsamt und die vorzeitige Berentung wegen Berufs- oder Arbeitsunfähigkeit haben die Erkrankungen des Rückens prozentual den höchsten Anteil.
Dem kleineren Teil an länger bestehenden Rückenschmerzen liegt tatsächlich eine Erkrankung der Knochen oder Bandscheiben der Wirbelsäule zugrunde. Hierbei sind vor allem Einbrüche von Wirbelkörpern bei Osteoporose, die Ausbildungen von Gleitwirbeln (= Spondylolisthese), die Entstehung einer Verengung des Wirbelkanals (Spinalstenose) mit Bedrängung der Nervenfasern und Bandscheibenvorfälle eine Rolle. Seltene Ursachen für starke Rückenschmerzen sind Entzündungen von Wirbelkörpern oder Bandscheiben (Spondylodiszitis) oder Knochenmetastasen im Rahmen einer Tumorerkrankung.
Für den größeren Teil häufig vorkommender oder länger bestehender Rückenschmerzen lässt sich eine solche akut fassbare Erkrankung nicht nachweisen, sodass diese Beschwerden unter dem großen Überbegriff der "Muskuloskelettalen Imbalance" (d.h. Ungleichgewicht zwischen den Anteilen des Skeletts und der daran ansetzten Muskulatur) oder der "degenerativen Wirbelsäulenerkrankung" zusammengefasst wird.
Für uns alle als Patienten ist diese Art der Diagnosestellung, die auf etwa 90% der betroffenen Menschen zutrifft, eher wenig hilfreich. "Ich soll Rückenschule machen?" oder "Das ist alles Verschleiß und da kann man nichts machen?" sind häufige Fragen aus der hausärztlichen Praxis.
Gerade weil die Diagnose so vage wirkt, ist auch die Bandbreite der Behandlungsmöglichkeiten umfassend und vielleicht sogar unübersichtlich.