Bei den Schmerzen im Bereich des Ischiasnervs sollte man zwischen den kurzfristigen akuten "Attacken" einer Reizung und einer längerfristigen Schmerzerkrankung unterscheiden.
Die oben auf dieser Seite geschilderte falsche Bewegung oder die schwere Gartenarbeit mit dem akuten heftigen nachfolgenden Schmerz ist meist unter der geschilderten Gabe von Schmerzmedikamenten und einer reichlichen Anwendung von Wärme (Wärmflasche, Dinkelkissen, Kirschkernsäckchen, Heizkissen etc.) und der sogenannten Stufenlagerung (dabei werden größere dicke Kissen wie zum Beispiel die Polster Ihrer Gartenmöbel oder die beweglichen dicken Kissen eines Sofas als Stapel so weit aufgeschichtet, bis Sie Ihre Unterschenkel darauf ablegen können, sodass Hüftgelenk und Kniegelenk jeweils in einem 90°-Winkel gebeugt sind. Durch diese Haltung wird der lange Ischiasnerv entlastet und eine gegebenenfalls vorliegende Dehnung verringert) meist nach wenigen Tagen komplett zurück gebildet und Sie sind nach 7-14 Tagen wieder beschwerdefrei. Meist kennen Sie solche Anfälle von ein bis zwei Schmerzereignissen im Jahr schon länger und begeben sich rasch in Behandlung und sind ebenso rasch wieder schmerzfrei.
Anhaltende Schmerzen den Ischiasnerven entlang, die sich eher schleichend entwickeln, können auf chronische Bandscheibenschäden oder die degenerativen Veränderungen hinweisen, die wir im großen Feld der Rückenschmerzen ansiedeln.
Hierbei sollten auf Dauer seltene Erkrankungen wie Entzündungen oder Tumore ausgeschlossen werden, wozu vermutlich bei länger bestehenden Schmerzen eine Kernspin-Untersuchung (MRT) bei Ihnen angesetzt und durchgeführt wird.
Je nach Befund kann bei einer Bedrängung des Ischiasnervs durch einen Bandscheibenvorfall oder eine Bildung von Randzacken (kleinen scharfkantigen Knochenvorsprüngen) an einem Wirbelkörper auch eine Operation notwendig werden. Vielleicht liegt auch eine Verengung des Spinalkanals (=Spinalstenose) bei Ihnen vor, die unter bestimmten Umständen ebenfalls operiert wird.
Der weitaus größere Teil der chronischen Ischiasbeschwerden wird durch Physiotherapie ("Krankengymnastik") aber auch die Empfehlung für Warmwasserbaden oder Aqua-Gymnastik und tägliche kurze gymnastische Übungen zu Hause deutlich gelindert.
Auch die bunten länglichen Pflaster (Tapes), die Sie inzwischen häufiger mal auf der Straße unter einem T-Shirt oder einer Bermuda herausblitzen sehen, können an der Lendenwirbelsäule eingesetzt werden.
Außerdem wird erfolgreich das TENS-Gerät, eine Reizstrombehandlung für zu Hause, die mit kleinen Klebeelektroden aus weichem Kunststoff funktioniert, angewandt. Auch Akupunktur kommt hier zum Einsatz und lindert bei vielen Betroffenen die Schmerzen.
Ergänzend kann dann auch eine medikamentöse Schmerzlinderung eingesetzt werden, die je nach Höhe und Art der Schmerzen verschiedene Medikamente umfassen kann.
Während ein akuter Anfall von Ischiasschmerzen ja meist aus voller Aktivität heraus geschieht und dann eine gewisse Ruhephase zum Abklingen braucht, ist es bei den chronischen Ischiasschmerzen oft gerade angezeigt, die Mobilität nicht vollständig aufzugeben und trotz der Schmerzen in Bewegung zu bleiben, wobei langsame Bewegungsformen verbunden mit Wärme, Entspannungsübungen und Schmerzmedikation erreichen können, dass Sie weniger Schmerzen haben und aktiver bleiben können.
Je länger die Schmerzen bestehen und je mehr Sie in Ihren Alltagsaktivitäten eingeschränkt sind, desto eher sollte einmalig eine umfangreiche Diagnostik erfolgen, um herauszufinden, welche Strukturen genau an diesem Krankheitsbild beteiligt sind und wie die beste Behandlungsform dann aussehen kann. Dazu werden neben Ihrem Hausarzt unter Umständen die Fachärzte aus den Gebieten der Orthopädie, Neurologie, Neurochirurgie und speziellen Schmerztherapie hinzugezogen, da eine Arbeit im Team, bei der die Spezialisten der jeweiligen Fachgebiete zusammenarbeiten, die besten Ergebnisse für Sie bieten sollte.