Behandlungsmöglichkeiten bei Rheuma
Da eine ausgeprägte Entzündung die Ursache der Erkrankung ist, wird die Medikation also entzündungshemmend und schmerzlindernd sein müssen.
Noch vor zwanzig Jahren waren hier die Behandlungsmöglichkeiten wesentlich begrenzter als heute:
- im akuten Entzündungsschub mit starken Schmerzen, vielleicht auch Überwärmung und Rötung der Gelenke und mit vermutlich erhöhten Blutwerten für die sogenannten Entzündungsmarker (von denen der bekannteste CRP heißt) hilft Cortison, das meist in Tablettenform als Prednisolon gegeben wird.
- Unterstützung oder alternativ wurden und werden die klassischen Entzündungshemmer vom Typ Diclofenac und Ibuprofen (NSAR) gegeben.
Beide Medikamentengruppen lindern die Schmerzen und reduzieren die Entzündungsreaktion, haben aber zum Teil erhebliche Nebenwirkungen. Während die Entzündungshemmer Diclofenac und Ibuprofen vor allem Magen-Darm-Nebenwirkungen auslösen, können bis hin zur Entstehung von Magengeschwüren und akuten Magen- oder Darmblutungen sowie Nierenschwäche entstehen oder verschlimmern können, führt Cortison zu einer enormen Gewichtszunahme, die sich vor allem auch an Nacken und Gesicht ("Vollmondgesicht") zeigt.
Zusätzlich entmineralisiert Cortison bei längerer Einnahme die Knochen und führt so zu Osteoporose und es führt zu einem Abbau der Haut, sodass nach langfristiger Einnahme eine sogenannte Pergamenthaut entsteht, die leicht reißt und zu Wunden und Einblutungen führt. Auch der Augeninnendruck kann sich erhöhen und einen Grünen Star (Glaukom) auslösen.
Diese bekannten Nebenwirkungen führen dazu, dass es zwar enorm hilfreich ist, in einer akuten Erkrankungsphase sowohl Cortison als auch NSAR einzusetzen, aber dass es längerfristig sinnvoll und notwendig ist, Alternativen zu dieser Akutbehandlung zu entwickeln.
Fast allen rheumatischen Erkrankungen ist gemein, dass sie schubweise verlaufen und dass neben beschwerdefreien oder -armen Intervallen Phasen mit einer hohen Krankheitsintensität auftreten.
Es gibt eine Reihe von sogenannten Basistherapeutika, die nun den schubweisen Anstieg der Entzündungsaktivität unterbinden sollen. All diese Medikamente haben Auswirkungen auf das Abwehrsystem und sollen dafür sorgen, dass keine neuen Entzündungsschübe entstehen. Dazu müssen alle Basismedikamente regelmäßig eingenommen werden - unabhängig davon, ob ein Betroffener gerade Gelenkschmerzen hat oder nicht.
Bekannte Substanzen aus dieser Arzneimittelgruppe sind Azathioprin (AZT, Imurek), Methotrexat (MTX), Chloroquin (ursprünglich ein Malariamedikament), Sulfasalazin, Ciclosporin A (Sandimmun) oder Cyclophosphamid.
Die Gabe dieser Medikamente gehört sorgfältig durch Laborkontrollen und weitere Kontrolluntersuchungen überwacht, sodass es heute Standard ist, Patienten mit einem Rheuma oder einer anderen Kollagenose durch einen Facharzt oder eine Spezialambulanz wie oben geschildert regelmäßig mit zu behandeln.
Dabei "passt" nicht jede Basistherapie zu jedem Patienten mit seiner Erkrankung, weil es eben auch unterschiedliche Schweregrade und Verlaufsformen jeder dieser Erkrankungen gibt, sodass unter Umständen auch mehrere Basistherapeutika ausprobiert werden müssen, bis man das am besten Passende gefunden hat.