Ein älterer Mann versucht einen Beipackzettel zu lesen. Er hält ihn weit von sich entfernt und hält seine Brille in der Hand

Alterssichtigkeit

Typische Alterserkrankung: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Alterssichtigkeit, auch als Altersweitsichtigkeit bezeichnet, hat ebenso wie die Altersschwerhörigkeit einen ungemein klangvollen griechischen Fachnamen: Presbyopie (presbys = alt).

Für die meisten Menschen ist die Alterssichtigkeit das erste fassbare Symptom des Älterwerdens und regelmäßig wird man als über Vierzigjähriger mit "willkommen im Club" begrüßt, wenn die Arme beim Lesen von Tagezeitung oder Speisekarte immer länger werden. Auch der etwas angestrengte Blick (vielleicht mit zusammen gekniffenen Augen) auf den Bildschirm führt vielleicht zu einem "Na, Du brauchst aber auch mal 'ne Lesebrille!".
Diese Kommentare kommen Ihnen bekannt vor? Dann quälen Sie sich nicht länger und suchen einen Augenarzt auf. Dort wird ein Sehtest gemacht, um zu ermitteln, wie es wirklich um Ihr Sehvermögen bestellt ist. Sollte es sich um Presbyopie handeln, werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit, eine Verordnung für eine Brille oder Lesebrille erhalten. Es kann aber natürlich auch sein, dass die Beeinträchtigung des Sehvermögens bei Ihnen eine andere Ursache hat. Daher sollten Sie auf keinen Fall im Supermarkt oder in der Drogerie zu einer Lesebrille von der Stange greifen, sondern Ihre Augen gründlich untersuchen lassen. Dies ist wirklich wichtig, da einige Augenerkrankungen, wenn sie fühzeitig erkannt werden, gut behandelt werden können.

Also zögern Sie den Termin beim Augenarzt nicht hinaus, spätestens ab dem 60. Lebensjahr sollten Sie ohnehin regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt gehen, um mögliche Probleme so früh wie möglich zu entdecken.

Ursache der Alterssichtigkeit

Die Ursache für diese unaufhaltsame Zunahme an Weitsichtigkeit ist die Alterung der Augenlinse – ein vollkommen normaler Vorgang und eine Art Wegzoll, den wir der Tatsache schulden, dass wir uns mit dem durchschnittlich erreichten Lebensalter in der Steinzeit (etwa 30 Jahre) nicht zufriedengeben wollten.

Die weiche Augen-Linse verliert nach und nach ihre Elastizität und die mikroskopisch kleinen elastischen Fasern werden nach und nach durch starreres und dickeres Bindegewebe ersetzt. Diesen Vorgang nennt man Sklerosierung und er ist auch für viele andere Phänomene des Älterwerdens zuständig (zum Beispiel Hautalterung mit Faltenbildung). Durch diesen Mangel an elastischem Einstellungsvermögen rutscht der Nahpunkt des Auges immer weiter nach hinten. Da der normale Leseabstand bei etwa 40cm liegt, wird meist mit etwa Mitte 40 die erste Lesebrille fällig. Dieser sogenannte Nahpunkt rutscht dann in den folgenden Jahren immer weiter zurück, sodass die Dioptrienzahl der Lesebrille sich im Laufe der Zeit von vielleicht 0,75 - 1,0 Dioptrien auf etwa 3 und mehr Dioptrien erhöht.
Dabei ist das Sehvermögen auch noch von anderen Faktoren abhängig wie einer guten oder schlechten Beleuchtung und der Frage, ob der Mensch müde oder ausgeruht ist.

Korrektur des Sehvermögens

Die Korrektur des Sehvermögens erfolgt für die Menschen, die zuvor normalsichtig waren, meist über eine reine Lesebrille, die mit nur einer Glasstärke zum Lesen, Handarbeiten, Bildschirmarbeiten oder Handwerken benutzt wird. Hierbei kann man je nachdem, in welcher Entfernung genau gearbeitet wird (direkt vor den Augen / weiter entfernt an einem Werkstück) die Dioptrienzahl leicht über- oder unterkorrigieren, um möglichst optimales Sehvermögen im benötigten Bereich herzustellen. (Um einen kleinen Faden direkt unter der Nase in eine schmale Nadel einzufädeln, wird es daher die höchste Dioptrienzahl benötigen und oft ist daher das Fadeneinfädeln - so es denn heute noch praktiziert wird - eines der allerersten Zeichen für den Beginn der Alterssichtigkeit).

Diejenigen, die zuvor schon an einer Kurzsichtigkeit litten, werden nun eine Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille benutzen, indem der obere Teil der Brille weiter die Kurzsichtigkeit beim Blick in die Ferne ausgleicht und der untere Teil die Alterssichtigkeit korrigiert. Alternativ können auch Kontaktlinsen entsprechend hergestellt und getragen werden.
Im Rahmen einer Katarakt Operation werden heute teilweise Kunstlinsen angeboten, die zu einem gewissen Teil akkomodieren, also sich verstellen, können. Diese Linsen sollen anschließend das Tragen einer Lesebrille überflüssig machen können, was möglicherweise derzeit noch nicht völlig ausgereift ist.

Augenlaser-Behandlung gegen Alterssichtigkeit

Vorteile, Risiken & Kritikpunkte an der Methode

Menschen, die eigentlich gut sehen, aber wegen der Alterssichtigkeit, eine Lesebrille benötigen, können durch eine Augenlaser-Behandlung in vielen Fällen auf die Brille verzichten. Durch die Augenlaser-Operation wird die Brechkraft der Hornhaut so verändert, dass das scharfe Sehen aus der Nähe wieder möglich wird, auch ohne die Brille.

Allerdings ist diese Methode nicht für jeden Patienten geeignet, sodass Sie sich unbedingt gut von Ihrem Augenarzt beraten lassen sollten, ehe Sie die Entscheidung für oder gegen einen derartigen Eingriff treffen.

Bei der Augenlaser-Behandlung wird in der Regel ein Auge des Patienten, das dann für das Sehen in der Nähe zuständig sein soll so gelasert, dass es leicht kurzsichtig wird. Auf diese Weise sollen Patienten, die an Alterssichtigkeit leiden nach der Behandlung wieder ohne Lesebrille auskommen.

Risiken und Nachwirkungen der Augenlaser-Operationen
Wie nach jedem Eingriff in den Körper, kann es auch nach einer Augenlaser-Behandlung zu Beschwerden kommen. Gewisse Nachwirkungen nach der OP sind dabei ganz normal und vergehen nach einigen Tagen wieder. Dazu gehören leichte bis mäßige Schmerzen, tränende Augen, Lichtempfindlichkeit und das etwas verschwommene Sehen. Längerfristig kann es auch zu trockenem Auge, Blendungsempfindlichkeit und Schwankungen der Sehschärfe kommen.
Auf diese Umstände wird Sie Ihr Arzt hinweisen und dennoch sollten Sie ihn, sobald diese Beeinträchtigungen auftreten darauf hinweisen. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich Nachwirkungen des Eingriffs, die zunächst harmlos erscheinen zu einem größeren Problem entwickeln.
Dazu gibt es natürlich im Rahmen der Operation und auch im Anschluss einige Risiken. So kann es infolge des Eingriffs zu Infektionen kommen. Auch Nachtblindheit kann entstehen.  Außerdem kann die Hornhaut dauerhaft beschädigt werden, sodass im schlimmsten Fall eine Hornhauttransplantation notwendig wird.
Natürlich kann Ihr behandelnder Arzt diese Risiken nie zu 100% ausschließen, aber er sollte sie ausführlich darüber aufklären und Sie intensiv beraten, ob eine Laserbehandlung in Ihrem speziellen Fall wirklich die beste Lösung ist.

Kritik an der Augenlaser-Behandlung
Einige Augenärzte kritisieren die Augenlaser-Behandlung nicht nur bei Senioren, sondern ganz generell und warnen ganz besonders vor derartigen Eingriffen in jüngeren Lebensjahren. Ihre Kritik richtet sich dabei im Wesentlichen an zwei Aspekte.
Zum einen wären die Erfahrungen mit dieser Behandlungsmethode noch nicht lang genug ausgereift. So sei heute noch nicht absehbar, wie sich ein mit dem Laser behandeltes Auge in 20 oder 30 Jahren verhält. Dieses Problem betrifft natürlich vor allem jüngere Menschen, ab einem Lebensalter von etwa 70 Jahren wird dieser Aspekt allmählich nachrangig.
Zum anderen wird der Eingriff grundsätzlich kritisiert, denn bei einer Laser-OP am Auge wird die Hornhaut beschädigt: Sie wird eingeschnitten und hochgeklappt, wodurch eine Wunde entsteht. Diese Wunde muss natürlich verheilen, wobei es zu Komplikationen kommen kann. Viele Patienten benötigen nach der Operation noch immer eine Brille oder leiden nach wenigen Jahren erneut unter einer Fehlsichtigkeit, die erneut korrigiert werden muss.
Einige Ärzte gehen sogar soweit, dass sie sagen, die Hornhaut des menschlichen Auges sei für eine Laser-OP zur Behebung von Fehlsichtigkeit nicht geeignet.

Unsere Gesundheitsexpertin

Unsere medizinischen Fachtexte werden von Anke Prczygodda verfasst.

Anke Prczygodda ist Fachärztin für Allgemeinmedizin in Kiel und hat sich speziell für den Bereich ambulante geriatrische Rehabilitation qualifiziert.
Unsere Texte stammen also aus der Feder einer ausgewiesenen Expertin für Altersheilkunde.

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