Eine ältere Frau hält einen Rosenkranz und betet für ihren sterbenden Mann, der im Bett liegt

Tod und Sterben

Was ist der Tod, was bedeutet er und wie gehen wir damit um?

Es gibt wohl kaum etwas, das uns Menschen so bewegt, wie Geburt und Sterben. Und während es kaum eine größere Freude gibt, als die Ankunft eines neuen kleinen Menschen zu begrüßen und sich mit den Eltern und der Familie zu freuen, macht kaum etwas mehr Angst und Unsicherheit als die Auseinandersetzung mit dem Sterben und Tod eines nahestehenden Menschen.

Gerade weil das Thema Tod lange Zeit kräftig tabuisiert wurde und auch heute noch nicht unbedingt einen offenen und "ganz normalen" Platz in unserem Leben einnimmt, löst es vielleicht Angst aus, wenn Sie damit konfrontiert werden. Der Tod ist nichts Planbares. Er entzieht sich Ihrer Kontrolle und der Kontrolle all derer, die damit in Kontakt kommen. Er ist nicht unbedingt schön und sanft und friedlich, sondern kann überwältigend, roh und laut daher kommen und unterscheidet sich damit letztlich gar nicht so sehr vom Leben, das auch alle diese Qualitäten umfasst und selten in geraden Bahnen verläuft.

In der Zeit des Sterbens und Abschiednehmens von einem geliebten Menschen tut es Ihnen gut, wenn Sie Unterstützung und Hilfe finden und diese auch annehmen können. Wenn Sie einen Platz finden, um Ihre Fragen zu stellen, vielleicht einige Antworten, vor allem aber viel Verständnis zu finden. Wenn Sie Respekt für Ihre Verunsicherung und tief gehende Ängste erfahren und wenn auch die unangenehmeren Gefühle wie Wut und Zorn einen Platz finden dürfen.

Jeder sterbende Mensch geht seinen eigenen Weg, auf dem wir ihm nicht mehr folgen können und wenn wir ihn ein Stück weit begleiten können und dürfen, kann er vielleicht seinen eigenen Weg ein wenig leichter gehen, aber auch wir, die wir zurückbleiben, erfahren etwas sehr Wertvolles und Inniges.

Die letzten Tage und Stunden

Was mag Sie nun praktisch erwarten, wenn Sie zu Hause oder in einem Heim, Hospiz oder Krankenhaus einen sterbenden Menschen begleiten? Ein sterbender Mensch hat nur noch wenig seiner gewohnten Energie zur Verfügung. Er schläft oder ruht oft mehr als zuvor und hat sein Interesse an vielen Dingen und Themen seiner Umwelt vielleicht schon verloren. Was in der Zeitung steht? Was im Fernsehen läuft?
Für ihn mag das nur noch wenig Bedeutung haben; denn das, was nun mit ihm geschieht, konzentriert sich sehr auf das Wesentliche und vielleicht sogar nur noch auf sich selbst. So mag er signalisieren, dass er vor allem seine Ruhe möchte und selbst Gespräche mit sehr nahestehenden Menschen ihn anstrengen.

Möglicherweise zieht der sterbende Mensch Bilanz und träumt tags wie nachts sehr intensiv oder spricht mit sich selbst.
Vielleicht kann er so die Fäden seines Lebens ein letztes Mal neu ordnen und dem Tod nahe manchen Knoten entwirren, den er jahrelang mit sich herumgetragen hat. Vielleicht tut es ihm gut, wenn Sie in dieser Zeit einfach still anwesend sind und seine Hand halten oder einfach in der Nähe des Bettes sitzen.

Auch das Sprechen wird meist zu einer Kraftanstrengung und gleichzeitig weniger wichtig. Wenn die Zeit keine Rolle mehr spielt, weil das Tagesmuster nicht mehr von Aktivitäten, Zielen und Ordnung geprägt wird, kann mitunter eine Stille entstehen, die nichts Beängstigendes oder Bedrohliches hat.

Der Moment des Sterbens

Ganz kurz vor dem Tod gibt es einige Hinweise auf das nahende Sterben, von denen aber nicht alle gleichzeitig vorhanden sein müssen:

  • Der Blick geht in eine unendliche Weite, wenn die Augen noch geöffnet sind und der sterbende Mensch scheint durch Sie hindurchzusehen.Dabei reagieren die Pupillen nur noch wenig auf einen hellen Lichtschein und werden größer.
  • Möglicherweise verfärbt sich die Haut an den Füßen und Händen dunkelrot bis leicht bläulich als Zeichen des immer schwächer werdenden Kreislaufs.
  • Dann setzten letztlich Atmung und Herzschlag aus und manchmal mit einigen wenigen tiefen Seufzern verstummt die zuvor vielleicht noch angestrengte und laute Atmung.

Für die Menschen, die wir lieben und die uns nahe stehen, wünschen wir uns alle sicher einen "einfachen" und "schönen" Tod. Ob und wie ein Mensch vor seinem Tod seinen persönlichen Frieden und seinen eigenen Weg aus dem Leben findet, hängt viel mit der Lebensgeschichte dieses Menschen zusammen. Manch ein Mensch kämpft bis zum vorletzten Atemzug und darüber hinaus und manch ein anderer geht seinen Weg friedlich und leise mitten in der Nacht. Was auch immer geschieht, schließt den Kreis für Leben und Sterben dieses einen Menschen und wird für ihn "passen", auch wenn wir den Weg nicht verstehen können.  

Wir Angehörige und nahestehenden Menschen bleiben anfänglich oft mit vielen schlechten Gefühlen allein und erschöpft zurück: Haben wir genügt oder haben wir versagt in diesen letzten Lebenswochen und -tagen? Waren wir genau im falschen Moment nicht da oder haben wir uns nicht genug angestrengt? Hätten wir etwas anders machen müssen oder war unsere Anwesenheit die richtige Entscheidung?

Bitte halten Sie in diesem Moment eine kurze Zeit inne und vertrauen Sie darauf, dass Sie Antwort auf diese quälenden Fragen finden werden, wenn etwas Zeit vergangen ist.
Für den Moment haben Sie enorm viel ausgehalten und geleistet, wenn Sie das Sterben eines Menschen begleitet haben und danach wird es Zeit sein, die Kraft wieder aufzutanken und möglicherweise aufgerissene Wunden zu heilen.

Was passiert nach dem Tod eines geliebten Menschen?

Direkt nach dem Tod halten Sie vielleicht einfach inne. Vielleicht möchten Sie eine Kerze anzünden oder etwas sagen. Vielleicht sprechen Sie ein Gebet oder Sie haben dem gerade verstorbenen Menschen noch etwas zu sagen oder mit auf den Weg zu geben?
Sie werden dann nach einiger Zeit einen Arzt anrufen, der offiziell den Tod mit einem Abstand von mindestens zwei Stunden nach dem Eintreten des Todes bescheinigen muss und vermutlich einen Bestatter informieren, der Ihnen bei der Organisation von Trauerfeier und Bestattung helfen wird.
Vor Beginn der Leichenstarre, die nach etwa einer Stunde einsetzt, sollten Sie Augen und Mund sanft schließen und vielleicht ein angefeuchtetes Taschentuch auf die geschlossenen Augen legen.
Vielfach wird den Verstorbenen eine Zahnprothese nun wieder eingelegt, damit das Gesicht weniger eingefallen wirkt und "wie früher im Leben" aussieht.
Wenn der Mund sich immer wieder öffnet, können Sie ein ganz kleines Kissen oder gefaltetes Handtuch zwischen Kinn und Brustkorb legen.
Oftmals falten Menschen dem Verstorbenen die Hände vor der Brust und legen einen kleinen Blumenstrauß, eine einzelene Blüte oder religiöse Dinge, wie ein Kreuz oder einen Rosenkranz, hinein.
Wenn Sie den Verstorbenen ein letztes Mal waschen und ihm seine liebsten oder festlichsten Kleidungsstücke anziehen möchten, sollten Sie vielleicht zu zweit sein, damit Sie sich beim Anziehen helfen können.

Wenn später der Arzt und vielleicht ein Mitarbeiter eines Bestattungsinstituts bei Ihnen eintreffen, werden Sie nach und nach aus dieser sehr eigenen Zeitrechnung und Welt der letzten Stunden vor und nach dem Tod auftauchen. Bitte lassen Sie sich Zeit und haben Sie Geduld mit sich.
Vermutlich funktionieren Sie zunächst eher mit der Selbstverständlichkeit einer Maschine. Vielleicht können Sie nicht weinen und wirken seltsam geschäftig und haben von sich selbst den Eindruck, ein gefühlloses Wesen geworden zu sein. Warten Sie ab, bis dieses erste Erstarren, dieser Schock sich löst, und erwarten Sie nicht zu viel von sich. In der folgenden Zeit, die sich in Tagen, Wochen, Monaten und Jahren bemessen wird, werden Sie nach und nach wieder in Ihrer Welt ankommen und Ihr Leben leben - sicherlich anders und vielleicht auch bewusster durch die intensive Nähe des Todes, die Sie eingegangen sind und ein Stück weit begleitet haben!

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